Blog von Katja Assaf

Version 0.6.69
 

Nachdem die letzte Woche mit aufräumen, packen und organisatorischem ziemlich vollgepackt war, haben wir am 31.03.2025 pünktlich um kurz nach 9 Uhr unsere Wohnung verlassen.

Herausforderung 1 - Gepäcklabeldrucker

Das Gepäcklabel drucken ist automatisch. Die Drucker mögen uns aber leider nicht.

Nachdem das Personal gefunden war, dieselben Schritte wie wir wiederholt hatte, und sich damit von der Nichtfunktionalität des Gepäcklabeldruckers überzeugt hatte, wurden wir zum Schalter geschickt. Da die Schalternummer geheim gehalten wurde, war der Schalter wenigstens leer. Allerdings funktionierte auch hier das System nicht so ganz wie erwartet und spuckte erstmal drei Gepäcklabel aus. Eine Stunde später und 55,6kg leichter ging es dann zur Security - wieder warten. Aber in der Security am BER T1 "ganz links" muss man aus der Tasche weder Flüssigkeiten noch elektronische Geräte rausholen. Übrigens darf man die Wannen nach dem Check auch nicht stapeln, weil die sich sonst nicht mehr selbst sortieren - upps mein Fehler.

Herausforderung 2 - Double Access Rights = None

Mit Visa können wir nicht einreisen, weil wir keine Visa brauchen.

Durch die lange Wartezeit bei der Gepäckabgabe ist mein Zeitpuffer so weit aufgefressen worden, dass wir am Gate nur kurz warten mussten - dachten wir. Als wir boarden wollten, ließ uns das System nicht durch. Warum wir denn Visa hätten, wir könnten doch so einreisen und das sei jetzt das Problem, erklärte uns die Dame am Schalter. Nach etwas hin und her hatte sie das System überzeugt, dass ich mitdurfte. Leider funktionierte es für Aiko und Gilbert immer noch nicht. Eigentlich waren wir recht weit vorne in der Schlange, aber als sie auf den Rückruf ihres Supervisors wartete, boardeten nach und nach alle anderen Fluggäste. Am Ende fand ihre Kollegin vor Ort den Knopf zum manuellen overwrite und löste damit das Problem für uns, sowie die anderen drei betroffenen Passagiere. Wir durften also endlich alle in den Flieger - als allerletzte.

Aber kurz darauf hoben wir schon ab. Allerdings landeten wir eine halbe Stunde später auch schon wieder.

Herausforderung 3 - Notlandung

Turbine 1 hat einen technischen Defekt angezeigt.

Der Kapitän hatte sich mit durchsagen sehr zurückgehalten, so dass wir erst verstanden, dass etwas nicht stimmte, als wir uns schon wieder im Landeanflug auf den BER befanden. Er sprach von einer Warnung des Systems, und dass der Techniker informiert sei. Das Feuerwehr Großaufgebot auf dem Rollfeld war allerdings auch ein Indikator für hier-stimmt-was-nicht. Allerdings scheint die Presse auch keine weiteren Informationen zu haben: Bericht der MAZ

Herausforderung 4 - Umbuchung

Wo sind wir und wo sollen wir hin?

Beim Verlassen des Flugzeugs bekamen wir den Hinweis, dass wir das Handy offenlassen sollen, da sich Finnair über die App oder per E-Mail bei uns melden würde. Da am selben Tag kein Flug mehr ging, begaben wir uns zum Gepäckband in der Erwartung am nächsten Tag zu fliegen. Was wir nicht erwarteten, war die Nachricht 20 min später, die uns eine Alternative über CDG Anbot mit einer Ankunft in Haneda am 1.4. um 17 Uhr - nur drei Stunden später als ursprünglich geplant. Was ist mit dem Gepäck und wie schaffen wir es in einer knappen Stunde zum Gate? Völlig gestresst eilten wir also zum Security Check. Ohne Ticket kein Einlass. Zum Glück kamen wir auf die Idee die alten Tickets nochmal zu scannen und durften durch. Der Flieger nach Paris hatte auch noch etwas mehr Verspätung, so dass wir kurz vor Boarding am Gate ankamen. Ich fragte nach, ob wir mitfliegen dürften. Aus irgendwelchen Gründen waren Gilbert und ich eingecheckt, aber Aiko nicht. Ob wir denn Finnair nicht irgendwie schnell erreichen könnten, da es wichtig wäre das jetzt zu klären. Die kurze Antwort ist: Nein! Schnell geht da gar nichts. Nachdem man mindestens ein halbes Dutzend Fragen im Chat beantwortet hat, wird man an den nächsten freien Mitarbeiter durchgestellt. Der Antwortet dann so 15 min später. Und beendet auch mal einfach den Chat. Bis ich im Chat durchgestellt war, hatte die nette Dame am Gate das Problem schon irgendwie gelöst. Und Aiko für den Flug CDG-HND eingecheckt. Das wiederum funktionierte für uns nicht. Also fragte ich nach unserem Gepäck. Das solle im selben Flieger sein wie wir war die Antwort... egal erstmal flogen wir. Zwar konnten wir nicht zusammensitzen, aber die Maschine blieb in der Luft - Erwartungen passen sich an. In Paris verlief dann alles recht reibungslos. Ein deutsches Paar, dass wohl mit uns in der Finnair Maschine gesessen hatte, sprach uns an, da sie nicht hatten für den Flug CDG-HND einchecken können. Das war mir kurz zuvor im zweiten Versuch gelungen. Allerdings hatte sie sich nach dem Gepäck erkundigt, und die Auskunft erhalten, dass das mit uns in Paris sei. Ich wüsste gerne, ob sie ihr Gepäck in Haneda direkt erhalten haben.

Der eigentliche Flug verlief dann recht ereignislos und die Verpflegung war erstaunlich gut mit HäagenDaaz Vanille Eiscreme zum Nachtisch.

Herausforderung 5 - Einreise

Die Schlange hinter uns wird immer kürzer!

Um 17 Uhr Ortszeit erreichten wir dann Haneda und begaben uns in Richtung Ausgang.

Die Schlange für die Residence Card Issuance war in etwa 2h lang. Eigentlich wollten wir alles vorher bei visit-japan-web eintragen. Nun ja, die Wartezeit gab uns die Möglichkeit das nachzuholen, rauszufinden wie wir die eSIM aktivieren, und ganz viel Zeit nachzudenken - nur dass dann meistens Aiko reinquatscht.

Herausforderung 6 - Wo sind die Koffer?

Nicht in Japan auf den Fall.

Als wir etwa 2,5h nach Landung durch die Immigration durch waren, stand unser Flug natürlich schon längst nicht mehr dran. Irritierenderweise wurde zur gleichen Zeit aber ein weiterer Flug aus CDG ausgeladen. Auf Nachfrage wurden wir dann aber zu Lost&Found geschickt. Recherche des Personals, Ausfüllen von Formularen, beschreiben des Gepäcks - und wieder 30 min weg. Am schwierigsten war die Frage nach der Adresse zu beantworten. Da wir nicht genau wussten, wo wir wohnen würden, gaben wir die Rezeption der Waseda Gästehäuser an - einschließlich der Telefonnummer. Zumindest der Zoll war bis auf einmal weiter anstellen kein Problem.

Herausforderung 7 - Nahverkehr mit Kind

Wie kommt das Kind durchs Ticketgate?

Natürlich hatten wir uns vorab informiert, wie man mit einem Kind den Tokyoter Nahverkehr verwendet. Kinder bis 6 Jahre sind kostenfrei und außerdem brauchen Kinder eine spezielle personalisierte Pasmo oder Suica. Als wir am Infoschalter nachfragten, wurden wir zu den Automaten geschickt. Das klappte nicht. Also fragten wir am JR Infoschalter und lernten: Kinder unter 6 brauchen keine Karte, sondern gehen einfach mit den Eltern durchs Ticketgate.

Herausforderung 8 - Schlüsselübergabe

5 vor 12!

Nach der Flugumbuchung habe ich von Paris aus unsere Rezeption informiert, dass wir nicht wie geplant ankommen werden. Die Antwort war, dass wir den Schlüssel bis 22 Uhr beim Security Guard abholen könnten. Das hätte auch kein Problem sein sollen, schließlich sind wir um 17 Uhr gelandet. Also wir um 20 Uhr immer noch am Lost&Found Schalter standen, wurden wir dann aber doch nervös.

Auch haben wir wahrscheinlich den einzigen Tag im Jahr erwischt, wo die Züge nicht pünktlich fuhren. (Diese Annahme hat sich inzwischen als falsch herausgestellt.) Unser Zug hatte schon bei Ankunft 5 min Verspätung, so dass wir Haneda erst um 20:48 Uhr verließen.

Um 21:54 Uhr sausten wir bei der Rezeption rein. Der kurze Trip durch den Regen hatte uns völlig durchnässt. Wir erhielten zwei Schlüssel und ... nichts. Keine Instruktionen, keine Wegbeschreibung, kein gar nichts.

Herausforderung 9 - Finde den Weg

Aus der VL Wahrscheinlichkeitstheorie I: Der betrunkene Mann findet nach Hause, der betrunkene Vogel nicht.

In Deutschland kann man davon ausgehen, dass wenn man eine Adresse hat und eine Karte, man sein Ziel schon finden wird. Es gibt Straßen mit Namen, an denen man sich orientieren kann. In Japan haben aber nicht alle Straßen Namen. Dementsprechend kann man sich an der Krümmung der Straße und den Conbinis orientieren. Auch das Nachfragen hilft nur begrenzt, denn Japaner sind sehr hilfsbereit und weisen einen dem Weg - selbst, wenn sie ihn selbst nicht kennen.

Herausforderung 10 - Exit Game Court Nishiwaseda

Nun standen wir also endlich 30h, nachdem wir das Haus verlassen hatten, völlig durchnässt vor dem Haus, wo wir die nächsten vier Monate wohnen sollten. Nur wie kommt man hinein? Die japanische Klingelanlage bietet viele, viele Knöpfe und auf der Tür selbst steht "automatisch". Die Suche nach einem anderen Eingang blieb zunächst erfolglos, eine Tür gegenüber, die sich mit unserem Schlüssel öffnen ließ, war bloß ein Waschraum, der sich am nächsten Tag als Müllraum entpuppte. Über das Gebüsch und die kleine Mauer zu klettern, erschien mir zwar machbar, hätte aber wahrscheinlich keinen guten Eindruck bei den neuen Nachbarn hinterlassen. Eine erneute Inspektion der Klingelanlage, führte zu dem Versuch, ob der Schlüssel vielleicht ins vorhandene Schlüsselloch passen würde und wirklich, damit ließ sich die Tür öffnen.

Aber wie funktionieren eigentlich Wohnungstüren in Japan? Es gab zwei Schlüssellöcher. Nur ließen die sich nicht wie gewohnt aufdrehen, sondern, man dreht, dreht zurück und dann bleibt das Schloss offen. Auch das zu lernen hat etwas gedauert...

Die Wohnung

Unsere Wohnung ist für japanische Verhältnisse riesig - 65qm. Die Ausstattung ist rudimentär, aber funktional und alles sieht sauber aus. Mein Lieblingsfeature ist das Badezimmer, was ich als privat Onsen bezeichne. Denn es hat eine Wanne und davor einen Waschplatz, mit Hockerchen und Schüsselchen. Das war genau das richtige, nah 30h Reise, und durchnässt vom Regen.

Future Work

Wir haben also Zugang zu unserer Wohnung, wunderschön nah am Kanda River mit seinen Kirschblüten, zwischen Schreinen und Tempeln gelegen. Als nächstes müssen wir rausfinden, wie wir den Müll ordnungsgemäß trennen, uns für die Krankenversicherung anmelden, und unser Gepäck finden. Aber davon das nächste Mal.

Bitte anmelden
Please log in